
1. Was genau ist eine Low-Code-Plattform?
Eine Low-Code-Plattform ist eine Entwicklungsumgebung, in der Anwendungen großteils per Drag-and-Drop, Vorlagen und Konfigurationsmasken entstehen. Anstelle langer Quellcode-Zeilen werden visuelle Bausteine kombiniert. So können Fachbereiche eigene Lösungen bauen oder vorhandene Abläufe schnell anpassen – ohne dass jede Änderung ein komplettes IT-Projekt auslöst.
Kurz gesagt: Low-Code bringt die Entwicklung näher an die Menschen, die die Prozesse leben.
2. Für wen eignet sich Low-Code besonders?
Prozessverantwortliche, die Abläufe gut kennen, aber keine Programmierer sind.
Citizen-Developer-Teams aus Fachabteilungen, die kleine Apps selbst erstellen möchten.
Unternehmen, die ihre IT-Backlogs verkleinern, dennoch Governance wahren und enterprise integration zu SAP, ERP & Co. sicherstellen wollen.
3. Welche sieben Vorteile bietet Low-Code für komplexe Abläufe?
Nr. | Vorteil | Kurz erklärt |
---|---|---|
1 | Hohe Umsetzungsgeschwindigkeit | Prototyp in Tagen statt Monaten – ideal für Pilotprojekte. |
2 | Geringe Einstiegshürde | Visuelle Oberflächen; Programmierkenntnisse nur für Sonderfälle nötig. |
3 | Citizen Development stärkt Fachabteilungen | Nutzer können selbst Lösungen bauen, IT behält Leitplanken. |
4 | Enterprise-Integration out-of-the-box | Vorfertige Konnektoren zu ERP, CRM, E-Mail, Datenbanken. |
5 | Niedrigere Kosten | Weniger externes Coding; schnelleres Time-to-Value. |
6 | Hohe Flexibilität | Prozesse lassen sich live anpassen – ohne Release-Marathon. |
7 | Qualitäts- und Sicherheitsstandards | Plattformen liefern Logging, Versionierung & Rechtemanagement standardmäßig mit. |
4. Fünf Risiken, die Sie kennen sollten
Shadow-IT-Wildwuchs
Ohne klare Regeln entwickeln Fachabteilungen parallel – Governance vermeidet Doppelarbeit.Sicherheitslücken
Auch Drag-and-Drop-Apps brauchen penibles Rollen- und Zugriffsmanagement.Komplexe Geschäftslogik
Wenn Algorithmen sehr verzweigt sind, stößt Low-Code an Grenzen; hier kann Individualsoftware wirtschaftlicher sein.Vendor-Lock-in
Einmal auf eine Plattform gesetzt, sind Wechselkosten hoch. Achten Sie auf offene Standards, API-First und Export-Funktionen.Versteckte Gesamtkosten
Lizenzmodelle pro App oder pro Nutzer können das Budget belasten. Früh kalkulieren – nicht nur die ersten sechs Monate betrachten.
5. Wie passt Low-Code zum klassischen IT-Entwicklungsprozess?
Low-Code ersetzt die Individualentwicklung nicht vollständig. Vielmehr entsteht ein Baukasten-Mix:
80 % Standardlogik per Low-Code beschleunigen.
20 % Spezialfälle als Micro-Services oder klassischer Code anbinden.
So bleiben Sie flexibel, wenn ein Prozess künftig komplexer wird.
6. Praxisbeispiel: Automatisierter Bestellprozess im Einkauf
Ausgangslage
Der Einkauf managt viele wiederkehrende Schritte – Bedarf melden, Angebote einholen, Bestellung auslösen, Lieferung verfolgen, Rechnung prüfen. Bisher lief vieles in Excel und Outlook.
Low-Code-Lösung
Citizen Developer aus dem Einkauf modelliert den Workflow in einer Low-Code-Plattform.
Vorlagen für Formulare, Genehmigungsschritte und E-Mail-Benachrichtigungen werden per Klick aktiviert.
Ein vorgefertigter SAP-Connector übernimmt Artikel- und Lieferantendaten (enterprise integration).
Regeln für Freigabestufen (Betrag, Warengruppe) werden in einer übersichtlichen If/Then-Maske definiert.
Ergebnis nach acht Wochen
Durchlaufzeit pro Bestellung sinkt von 5 auf 1 Tag.
Transparenz: Ampel-Dashboard zeigt Engpässe sofort.
Kostenersparnis dank Rabattnutzung und weniger Mahngebühren.
Lernkurve
Das Einkaufsteam berichtet positive low code plattform erfahrungen: schnelle Anpassungen, weil Preisgrenzen sich jährlich ändern. Für ein komplexes Lieferanten-Scoring wurde später jedoch ein Micro-Service in klassischem Code ergänzt – ein Beispiel für das »Pro & Kontra«-Abwägen.
7. Wie starte ich ein Low-Code-Projekt richtig?
Use-Case wählen: Klein, klar umrissen, messbarer Nutzen.
Governance definieren: Rollen, Namenskonventionen, Review-Prozess.
Plattform testen: Proof of Concept mit Echtdaten.
IT einbinden: Schnittstellen, Sicherheitsrichtlinien, Betrieb.
Schulungen anbieten: Citizen-Developer-Workshops, Community of Practice.
8. Was kostet eine Low-Code-Plattform?
Lizenzen: meist gestaffelt nach App-Anzahl oder User-Zahl.
Hosting: Cloud-Abo oder On-Premises-Gebühr.
Setup & Governance: Einmalaufwand für Integrationen und Standards.
Tipp: Rechnen Sie über 36 Monate und vergleichen Sie mit klassischem Projektvorgehen.
9. Ist Low-Code sicher genug für sensible Daten?
Führende Plattformen erfüllen ISO 27001, DSGVO und bieten Verschlüsselung. Entscheidend ist jedoch Ihr Regelwerk: Wer darf was? Wie oft werden Zugriffsrechte geprüft? Ergänzen Sie Low-Code mit Ihrem bestehenden Identity-Management – dann ist das Risiko nicht höher als bei Individualsoftware.
10. Wann sollte man lieber Individuallösungen wählen?
Sehr spezifische Algorithmen (z. B. KI-gestützte Preisprognosen).
Extrem hohe Performance-Anforderungen (Millisekunden-Handel).
Hardware-nahe Steuerungen (Maschinenanbindung in Echtzeit).
In solchen Fällen kombinieren wir Low-Code-Frontends mit maßgeschneiderter Backend-Logik – das Beste aus beiden Welten.
11. Wie verhindere ich Shadow-IT beim Citizen Development?
Zentrale Plattform: Alle Fachabteilungen nutzen dieselbe Umgebung.
Freigabe-Workflows: Jede App durchläuft QA & Security-Check.
Versionierung & Dokumentation: Pflichtfelder für Change-Logs.
So bleibt der Überblick erhalten, während Teams kreativ werden.
12. Was sind Best Practices für Enterprise-Integration?
API-First-Ansatz – REST- oder GraphQL-Schnittstellen bevorzugen.
Event-getriebene Architektur – Echtzeit-Updates via Webhooks.
Stammdaten an einer Quelle – Single Source of Truth vermeiden Inkonsistenzen.
Low-Code-Plattformen stellen Adapter bereit, doch die Datenhoheit liegt weiterhin bei Ihrer IT.
13. Fazit: Low-Code – Chance oder Risiko?
Chance, wenn
klare Use-Cases und Governance existieren,
Citizen-Developer geschult sind,
Enterprise Integration sauber gelöst ist.
Risiko, wenn
Wildwuchs entsteht,
Plattformwahl unüberlegt erfolgt,
komplexe Logik in ein starres Modell gepresst wird.
Unser Fazit aus vielen low code plattform erfahrungen: In 8 von 10 Fällen lohnt sich ein Pilot – mit realen Daten, begrenztem Scope und einem kritischen Blick auf die fünf Risiken. So schaffen Sie Transparenz für das »low code pro kontra« im eigenen Haus.
Nächster Schritt?
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Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche Prozesse sich für Low-Code eignen, wo Individualsoftware stärker ist und wie Ihr Governance-Modell aussehen kann.
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